Auf den Tag genau vor 100 Jahren, in der Nacht vom 15. auf dem 16. April 1925, verstarb der letzte Regent der Schwarzburger Territorien, Fürst Günther Viktor. Dieses historische Ereignis nahm das Thüringer Landesmuseum Heidecksburg zum Anlass, eine neue Ausstellung über den Monarchen im Torhaus Schwarzburg zu eröffnen.
Kustos Lars Krauße hat die Ausstellung im Kaisersaal in Schwarzburg gestaltet, die erstmals diesen Fürsten in den Mittelpunkt stellt – und der damit aus dem Schatten seiner Frau Anna-Luise von Schwarzburg-Rudolstadt treten kann. Die Fürstin, eine „ganz moderne Frau“, den Menschen zugewandt und karitativ, war als Landesmutter sehr beliebt, wovon auch der Fürst profitierte.
Zu sehen sind neben vielen historischen Fotos überwiegend Alltagsgegenstände, die im Depot des Museums lagern und teilweise bisher noch nie gezeigt wurden.
Ehe die Besucher zur Ausstellung im Kaisersaal aufbrechen konnten, stimmte Dr. Lutz Unbehaun, ehemaliger Direktor der Heidecksburg und Experte für Schwarzburger Geschichte, das Publikum aufs Thema ein. Dabei griff er die wichtigsten Aspekte aus dem Leben des Regenten von der Jugend bis zum Tod auf und ließ gleichzeitig die territoriale Bedeutung der Schwarzburger Herrscher seit dem Mittelalter spürbar werden lassen. So konnten die Schwarzburger, die im Mittelalter mit Günter XXI. einen Deutschen König stellten, aufgrund ihrer Abstammung eine „ganz edle Herkunft“ aufweisen.
Eine der Leitfragen verfolgte Unbehaun, war der Fürst in seiner Zeit beliebt? Er sei keine einfache Person gewesen. Ein in einer Berliner Zeitung anlässlich des 60. Geburtstags erschienener Bericht habe es auf den Punkt gebracht. Darin wurde Günther Viktor als ein liebenswerter Mensch bezeichnet, es gebe aber kaum eine Möglichkeit, diesen liebenswerten Menschen kennen zu lernen. Diese Möglichkeit besteht jetzt in der Ausstellung im Kaisersaal und in der digitalen Ausstellung des Staatsarchivs Heidecksburg.
Das Leben des Fürsten prägen einige Besonderheiten. Als erster seiner Familie besuchte er eine öffentliche Schule, seine militärische Laufbahn führte ihn nach Hamburg und Berlin. Mehr als das Studium der Rechts- und Staatswissenschaften lagen ihm offensichtlich künstlerische Tätigkeiten. Zeit seines Lebens liebte er die Natur und die Jagd. Dieses Leben endete abrupt, als er 1890 die Amtsgeschäfte als Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt übernehmen musste, weil der bei den Menschen beliebte Fürst Georg überraschend und kinderlos verstorben war.
1909 musste Günther Viktor auch die Herrschaft in Schwarzburg-Sondershausen übernehmen, weil der dortige Herrscher Karl Günther ohne Nachfolger verstarb. Nunmehr Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen, bezeichnete er sich der Einfachheit halber als „Fürst von Schwarzburg“.
Mit seinem Tod im Jahr 1925 endete eine Epoche, die erst endgültig mit dem Tod der letzten Fürstin Anna Luise in der DDR-Zeit abgeschlossen wurde. Zuvor hatte Günther Viktor Geschichte geschrieben, als er am 25. November 1918 als einer der letzten deutscher Bundesfürsten in Sondershausen von seinem Amt zurücktrat, zwei Tage zuvor hatte er in Rudolstadt auf das Amt verzichtet. Nach ihm dankte in Württemberg nur noch der dortige Monarch König Wilhelm II. am 30. November 1918 ab - als letzter deutscher Fürst. Die Abdankung des Schwarzburger Fürsten sticht auch deswegen heraus, weil der Fürst den Übergang von der konstitutionellen Monarchie in den neuen demokratischen Staat als parlamentarischen Prozesse gestaltete.
Unter den Gästen der Ausstellungseröffnung waren neben Rudolstadts Bürgermeister Jörg Reichl besonders Kulturschaffende aus Rudolstadt und der Region – und Doreen Muster vom Thüringer Staatsarchiv Rudolstadt. Sie hat für das Staatsarchiv eine virtuelle Ausstellung über Günther Viktor vorbereitet, die am 11. April in der Deutschen Digitalen Bibliothek veröffentlicht ist – hauptsächlich unter Verwendung von Tagebucheinträgen von Fürstin Anna Luise.
Die Sonderausstellung Der letzte Fürst – Günther Viktor von Schwarzburg-Rudolstadt ist bis zum 30. November 2025 im Kaisersaalgebäude auf Schloss Schwarzburg zu sehen.
Virtuelle Bildausstellung des Landesarchivs Thüringen – Staatsarchiv Heidecksburg: Zum 100. Todestag Günther Viktors von Schwarzburg:
https://landesarchiv.thueringen.de/detailseite/virtuelle-ausstellung-guenther-victors-von-schwarzburg
https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/schwarzburg-rudolstadt/