15.04.2025

Vom verzweifelten Versuch, sich nicht kleinkriegen zu lassen

Das Schauspiel „Kleiner Mann, was nun?“ nach Hans Fallada hat am 3. Mai Premiere

Nach vielen Jahren kommt Hans Fallada wieder in Rudolstadt auf die Bühne: Am 3. Mai hat das Schauspiel „Kleiner Mann, was nun?“ nach dem gleichnamigen Roman des weltbekannten Schriftstellers um 19.30 Uhr Premiere im Theater im Stadthaus. Es erzählt von einfachen Leuten, die verzweifelt versuchen, sich von schonungslosen Verhältnissen nicht kleinkriegen zu lassen. Regisseur Jan Jochymski verlegt das Setting in ein Filmstudio und spielt so mit der Sensationslust der heutigen Welt.

Fallada wurde durch diesen Roman über Nacht berühmt. Das Werk erschien 1932 und war der letzte große Erfolg auf dem Buchmarkt der Weimarer Republik. Die vielschichtigere Originalfassung kam erst 2016 heraus. Den Inhalt seines Romans fasste der Autor in einem Brief an seinen Verleger Ernst Rowohlt so zusammen: „Ehe und Wehe von Johannes Pinneberg, Angestellter, verliert seine Stellung, bekommt eine Stellung, wird endgültig arbeitslos. Einer von sechs Millionen, ein Garnichts, und was der Garnichts fühlt, denkt und erlebt.“ Es ist die leise und mit viel Melancholie erzählte Geschichte des Paares Johannes und Emma. Beide lernen sich zu Beginn der Weltwirtschaftskrise kennen und heiraten, als „Lämmchen“ ungewollt schwanger wird. Sie freuen sich sehr auf ihren „Murkel“, aber dann verliert Pinneberg seinen Job als Buchhalter. Das Paar zieht aus Vorpommern zu Pinnebergs Mutter, die in Berlin – was die beiden zu spät erkennen – einen Zirkel von Schiebern, Falschspielern und Amüsiermädchen unterhält. In der zügellosen Großstadt findet der angehende Vater zwar Arbeit, doch kann diese Anstellung den weiteren sozialen Abstieg nicht verhindern. Nur die Zuversicht seiner Frau richtet ihn immer wieder auf.

Falladas Romantitel „Kleiner Mann, was nun?“ ist sprichwörtlich geworden. Er konnte wie kein zweiter deutscher Schriftsteller vom Leben der sogenannten kleinen Leute erzählen mit all seinen Höhen und Tiefen, weil er selbst neben Erfolgen auch zahlreiche Abstürze erlebte. Hinter dem Pseudonym Hans Fallada verbarg sich mit Rudolf Ditzen ein Mann, der drogensüchtig, alkoholabhängig und mehrfach vorbestraft war. Der poetische Kern der Geschichte berührt bis heute: Zwei junge Menschen versuchen verzweifelt, sich von der Niedertracht der Verhältnisse nicht kleinkriegen zu lassen. Sein Roman ist zugleich ein Zeitzeugnis: ein Psychogramm der wankelmütigen Mittelschicht unmittelbar vor der nationalsozialistischen Machtübernahme.

Unter der Regie von Jan Jochymski, der das Stück in das Setting eines Filmstudios verlegt, spielen Franz Gnauck und Clara Sindel die Hauptrollen, in weiteren Rollen sind Johannes Geißer, Michael Goralczyk sowie Julia Maronde und Frank Lienert-Mondanelli als Gäste zu sehen. Das Bühnenbild und die Kostüme hat Nadine Hampel entworfen, die Dramaturgie liegt in den Händen von Josephine Tietze. Für die Musik bzw. die musikalische Einstudierung zeichnen Johannes Geißer und Thomas Voigt verantwortlich.

Hans Fallada nach Jahren wieder in Rudolstadt auf der Bühne: Das ist auch ein Erinnern an ein Kapitel Stadtgeschichte. Als Gymnasiast am Fridericianum überlebte Rudolf Ditzen 1911 auf dem Uhufelsen im Schaalbachtal bei Rudolstadt einen als Schusswaffen-Duell getarnten Doppelselbstmordversuch nur knapp, während sein Mitschüler starb. Von nun an sollte sein Leben durch Aufenthalte in Nervenheilanstalten und Sanatorien, durch Entzugsbehandlungen und Rückfälle geprägt sein: am Irrewerden in und an der Welt.

Für die Premiere am 3. Mai gibt es nur noch Restkarten. Karten für die weiteren Vorstellungen am 6. und 25. Mai, jeweils um 15 Uhr, sowie am 31. Mai um 19.30 Uhr sind erhältlich an den üblichen Vorverkaufsstellen des Theaters, auf der Website auf www.theater-rudolstadt.de und an der Theaterkasse in der KulTourDiele, Tel. 03672 450 10 00. Zu jeder Vorstellung findet 30 Minuten vor Beginn eine Stückeinführung statt. Außerdem laden das Regieteam und beteiligte Schauspieler bereits eine Woche vor der Premiere zum Theaterfrühstück ins Kaffeehaus Wenzel in Rudolstadt am Sonntag, 27. April, um 10 Uhr ein.

Theater Rudolstadt