Gut zwei Stunden dauerte am Montagnachmittag, 28. Oktober, eine hochkarätig besetzte Gesprächsrunde zum Thema Tourismus in Thüringen und speziell im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Bei der Bewertung der Chancen herrschte große Einigkeit: Thüringen und Saalfeld-Rudolstadt haben großes Potenzial als Tourismusdestination. Wie am Ende daraus mehr zahlende Gäste in den Freistaat und den Landkreis gelockt werden sollen, dazu gab es unterschiedliche Ansätze.
Landrat Marko Wolfram und der Reisejournalist, Ehrengrottenführer und Ehrenpräsident der Reisejournalistenvereinigung CTOUR, Hans-Peter Gaul, hatten die Gesprächsrunde initiiert. Der Einladung waren neben den Bürgermeistern aus Saalfeld und Bad Blankenburg, Dr. Steffen Kania und Thomas Schubert, Landtagsmitglied Maik Kowalleck vor allem Touristikexperten gefolgt. Antonia Sturm, die Chefin des Regionalverbundes Thüringer Wald war ebenso gekommen wie der Geschäftsführer der Thüringer Tourismus GmbH (TTG), Christoph Gösel. Lokale Expertise brachten Yvonne Wagner, Geschäftsführerin der Saalfelder Feengrotten und Tourismus GmbH, Franziska Bock von der Tourist-Information Rudolstadt, Sascha Schwarza, Chef des Hotels Waldfrieden in Schwarzmühle und Vorsitzender des Tourismusvereins Rennsteig Schwarzatal, sowie die Direktorin des Thüringer Landesmuseums Heidecksburg und ihre Stellvertreterin, Sabrina Lüderitz und Dr. Sandy Reinhard mit.
Den Blick von außen steuerten Markus Daldrup, Geschäftsführer der Trendtours Touristik GmbH, Mario Köpers, Geschäftsführer der Agentur KC3 GmbH und Anke Budde, Präsidentin der Allianz Selbständiger Reiseunternehmen (ASR), sowie der erfahrene Reisejournalist und Präsidiumsmitglied bei CTOUR, Michael Wenkel bei.
Sturm stellte bei ihrer Vorstellung zunächst die enge Verbindung von Kultur und Natur heraus, die in Thüringen einzigartig sei. Laut Umfragen seien die typischen Thüringen-Gäste „überdurchschnittlich gebildet, solvent und hätten ein großes Interesse an kulturellen Angeboten. Um das Potenzial zu nutzen müssten Angebote gebündelt werden. Hierzu ist es wichtig, dass die Akteure der Region eng mit dem Regionalverbund zusammenarbeiten. Die TTG übernimmt die Aufgabe für Thüringen insgesamt zu werben. Dazu wird die Wartburg, der Rennsteig, Erfurt und Weimar ins „Schaufenster“ gestellt, wie Gösel ausführte. Wichtig ist den Touristen, die dann von außerhalb Thüringens kommen, die Vielfalt der Angebote einfach buchbar und in guter Qualität darzubieten.
Eine viertägige Thüringen Rundreise mit drei Übernachtungen und einer Mischung aus Hochkultur und traditionellem Thüringer Essen hatte der Reiseveranstalter Trendtours vor einigen Jahren mit großem Erfolg angeboten, berichtet Geschäftsführer Daldrup. 2500 Besucherinnen und Besucher hätten das Pauschalangebot für 299 Euro genutzt. Doch was muss man tun, um bei den großen Reiseveranstaltern im Portfolio zu landen? Hier waren sich die Anbieter einig: Zielgruppen festlegen, Angebote bündeln und fertige Pakete entwickeln. So biete etwa der Schwarzwald alle 14 Tage neue buchbare Pakete für eine Reise bei den Veranstaltern an.
„Sie müssen Ideen für einen dreitägigen Aufenthalt mit Preis und auf verschiedene Zielgruppen zugeschnitten anbieten“, so Daldrup. Doch solche fertigen Pakete zusammenzustellen sei für einzelne Anbieter im Tagesgeschäft nur schwer umzusetzen, führte Sascha Schwarza aus. Dazu benötige es Strukturen, die etwa das Marketing von den Hoteliers und Gastronomen übernehmen.
Wie diese Strukturen ausgestaltet sein müssen, darüber gab es unterschiedliche Ansichten. Während Landrat Marko Wolfram, Bürgermeister Dr. Kania und Thüringer Wald-Chefin Sturm für schlagkräftige größere Strukturen warben, sprachen sich Schwarze und Bürgermeister Schubert für regionale Vereine wie den Rennsteig-Schwarzatal aus und hoffen dabei auf Unterstützung durch den Landkreis.
Praktikerin Yvonne Wagner, die in den Feengrotten kürzlich die 20-millionste Besucherin begrüßen konnte, sah in TTG und Regionalverbund Thüringer Wald die beiden vorhandenen Organisationen, um das gemeinsame Marketing zu stärken. Wichtig sei vor allem eine bessere Kommunikation der Anbieter untereinander. Im Anschluss an die Gesprächsrunde in der beeindruckenden Schlosskapelle besuchte die Gruppe den Märchendom in den Feengrotten und setzte das Netzwerktreffen im Ratskeller in Saalfeld fort.