24-Stunden-Dienste sind bei Berufsfeuerwehren als Schichtsystem bundesweit üblich. Auch bei den Jugendfeuerwehren ist die Simulation eines solchen Alltags ein beliebtes Highlight. Mit einem solchen Tag sollen pädagogische und soziale Ziele innerhalb der Jugendgruppen verfolgt werden. Darüber hinaus soll das bisher Erlernte im Dienst gezeigt und angewendet werden.
Die Betreuer der Jugendfeuerwehr Rudolstadt wollten einen solchen Tag auch in Rudolstadt stattfinden lassen und planten in den letzten Wochen und Monaten fleißig für den 1. Berufsfeuerwehrtag der Jugendfeuerwehr Rudolstadt, welcher dann am 01.07.2023 stattfinden konnte.
Für den bevorstehenden Dienst stand den Jugendlichen das Löschgruppenfahrzeug 16/12 sowie der Mannschaftstransportwagen zur Verfügung. Außerdem erhielten die Florianjünger Funkmeldeempfänger, mit denen sie im Einsatzfall alarmiert werden können.
Um 08:30 Uhr begann der Dienst in der Fahrzeughalle. Wie in der Realität wurden die Fahrzeuge übernommen und die Einsatzbereitschaft überprüft. Im Vorfeld hatten die Betreuer hier einige Fehler bei der Beladung eingebaut. Den geschulten Augen des Nachwuchses entgingen diese jedoch nicht und so konnte der Dienst beginnen. Dass die Feuerwehr nur zu einem kleinen Teil aus Einsätzen besteht, wissen die Jugendlichen seit ihrem Eintritt in die Jugendfeuerwehr schon lange. Und so stand auch an diesem Tag ein Ausbildungsdienst auf dem Programm. Fahrzeugkunde, Unfallverhütungsvorschriften und Verhaltensregeln standen unter anderem auf dem Plan.
Aber auch der Spaß sollte nicht zu kurz kommen und so bauten alle gemeinsam aus Steckleitern und einer Plane einen Pool. Schließlich ist bei Einsätzen oft Improvisation gefragt.
Um 10.15 Uhr ertönten die Melder. Der erste Einsatz des Tages rief das Löschgruppenfahrzeug auf den Plan. Im Industriegebiet musste eine Ölspur beseitigt werden. Da sich diese über 150 Meter erstreckte, wurde auch das Mannschaftstransportfahrzeug alarmiert. Die Ölspur wurde mit Bindemittel aufgenommen und die Fahrbahn anschließend mit dem Schnellangriff abgespült.
Nach dem Mittagessen freute sich der eine oder andere wohl schon auf die wohlverdiente Mittagsruhe. Doch um 14.13 Uhr alarmierte die Funkeinsatzzentrale das Löschgruppenfahrzeug erneut. Auf dem Gelände der Papierfabrik Jass galt es eine Baumsperre aus zahlreichen Ästen zu beseitigen. „Kräfte und Mittel vorerst ausreichend“ – Pause für das Mannschaftstransportfahrzeug in der Wache? Nur kurz, denn um 14:30 Uhr wurde dieser zu einem Paralleleinsatz gerufen. Eine unklare Substanz auf einem Gewässer wurde gemeldet. Sofort rückte die Besatzung aus, konnte aber schnell Entwarnung geben. Es handelte sich um einen Fehlalarm. Der Einsatzleiter der Papierfabrik Jass entschied sich daraufhin, die Kräfte nachzufordern. Gemeinsam konnte der Einsatz erfolgreich beendet werden. Mit einer Bügelsäge beseitigten die Kräfte die Gefahr und reinigten die Fahrbahn.
Am Nachmittag gab es Kaffee und Kuchen und eine Abkühlung im am Vormittag selbst gebauten Pool. Anschließend stand wieder Gerätekunde auf dem Programm, bevor um 17:01 Uhr die Meldeempfänger erneut auslösten und die Wachabteilung zu einer Personensuche in ein nahegelegenes Waldgebiet schickte. Laut Zeugenaussagen wurde hier eine vermisste Person zuletzt auf einem Hochsitz gesehen. Die Person konnte schnell gefunden, erstversorgt und mit der Schleifkorbtrage gerettet werden. In der Hauptfeuerwache angekommen, gab es für alle Nudeln mit Tomatensoße. Anschließend wurde gemeinsam abgewaschen und für Sauberkeit gesorgt.
In der Abendausbildung wurden die Themen Knoten sowie wasserführende Armaturen behandelt. Um 20:34 Uhr rückten wir zum letzten Einsatz des Tages aus. Auf Anforderung der Polizei unterstützten wir im Rahmen der Amtshilfe bei einer Personensuche. Da zu Beginn die Anzahl der vermissten Personen unklar war, mussten sich die Jugendlichen erst einmal einen Überblick verschaffen. Schließlich konnten die Maßnahmen der Polizei soweit unterstützt werden, dass alle Vermissten wohlbehalten aufgefunden werden konnten.
Dass eine Alarmierung auch zu ungünstigen Zeiten erfolgen kann, bekamen die Jugendlichen am darauffolgenden Sonntagmorgen um 6.13 Uhr zu spüren. „Brand Stufe 3 – Gebäudebrand“ hieß es in der Alarmdurchsage. Auf dem Gelände am Dr.-Herrmann-Ludewig-Ring 3 war ein Feuer ausgebrochen. Nach der Lageerkundung wurde umgehend eine Wasserversorgung aufgebaut. Mittels Riegelstellung wurde ein Übergreifen auf die benachbarte Werkshalle verhindert und der Brand durch den Angriffstrupp gelöscht. Es folgten Nachlöscharbeiten und eine Nachkontrolle mittels Wärmebildkamera. Nach einem Frühstück und entsprechenden Nachbereitungsarbeiten war der Dienst beendet und alle Jugendlichen konnten stolz und sichtlich erschöpft in den Feierabend gehen.
Aus Sicht des Jugendwartes und des Betreuerteams war dieser erste Berufsfeuerwehrtag ein voller Erfolg. Die wochenlangen Vorbereitungen haben sich gelohnt. Ein besonderer Dank gilt unseren Unterstützern, insbesondere
- der Papierfabrik Adolf Jass für die vertrauensvolle Bereitstellung des Werkgeländes
- dem THW Rudolstadt für die Bereitstellung der Feldbetten
- dem Katastrophenschutz der Johanniter-Unfallhilfe e. V. für die Bereitstellung einer Schleifkorbtrage sowie der zwei Rettungspuppen (Dummys)
- der Stadtverwaltung Rudolstadt für die Übernahmen der Verpflegungskosten
- den hauptamtlichen Tageseinsatzkräften der Feuerwehr Rudolstadt für die Unterstützung bei der Vorbereitung
- den Eltern der Jugendlichen, welche uns Betreuer mit Kaffee versorgten und Kuchen, Süßigkeiten sowie Obst bereitstellten
- der Autosattlerei Hiltmannn aus Rudolstadt für die Sachspende in Form einer Plane für die Jugendfeuerwehr
- unserer lieben Lisa, welche alle mit Nudeln und Tomatensoße versorgte
- allen Kameraden, welche uns unterstützen, insbesondere Kamerad Zorn aus Lichstedt, welcher uns kurzfristig als Maschinist unterstützte
Florian Kiesewetter / Markus Neugebauer