10.09.2025

Nachruf auf Superintendent und Ehrenbürger Traugott Schmitt


Die Stadt Rudolstadt trauert um ihren Ehrenbürger, Superintendent i.R. Traugott Schmitt, der am 9. September 2025 im Alter von 94 Jahren verstorben ist.

Traugott Schmitt wurde 1931 in Ostpreußen geboren und fand nach den Wirren von Krieg und Vertreibung seine neue Heimat in Thüringen. Seit Mitte der 1950er Jahre war er als Pfarrer tätig und kam schließlich nach Rudolstadt, wo er über Jahrzehnte als Superintendent wirkte. Hier prägte er das kirchliche und gesellschaftliche Leben entscheidend mit – nicht nur als Seelsorger und Prediger, sondern auch als mutiger Vertreter einer Kirche, die in der DDR nicht selten unter Druck stand.

Ein unerschrockener Fürsprecher der Grundrechte

Schmitt setzte sich mit großer Beharrlichkeit für die Religionsfreiheit und die Rechte derer ein, die ihren Glauben offen lebten. Besonders am Herzen lagen ihm Kinder und Jugendliche, die in der Schule oder bei der Berufswahl Nachteile ertragen mussten, weil sie sich konfirmieren ließen oder christliche Symbole trugen. Als in den 1980er Jahren Schülern in Rudolstadt-Cumbach das Tragen eines Kreuzes verboten wurde, versuchte er sogar, ein Gerichtsverfahren anzustrengen, um die staatliche Willkür öffentlich sichtbar zu machen. Auch wenn dieser Versuch scheiterte, machte er doch deutlich, dass Schmitt sich nicht einschüchtern ließ und immer wieder den Mut fand, Unrecht beim Namen zu nennen.

Prägende Stimme in der Friedlichen Revolution

In den Umbruchtagen des Herbstes 1989 gehörte Traugott Schmitt zu den Stimmen der Besonnenheit. Die Stadtkirche St. Andreas wurde unter seiner Leitung zu einem offenen Raum für Gebet, Gespräch und Hoffnung. Schmitt mahnte zur Gewaltlosigkeit und ermutigte die Menschen, für Freiheit und Demokratie einzutreten. Am „Runden Tisch“ in Rudolstadt brachte er sich mit klaren Worten ein und half, den friedlichen Übergang in eine neue Zeit mitzugestalten. Ebenso unterstützte er die Gründung des Diakonievereins, um das kirchliche und soziale Engagement in der Stadt auf eine breitere Basis zu stellen, sowie die Partnerschaft zwischen der Stadt Rudolstadt und der Stadt Bayreuth, die bis heute besteht.

Ehrenbürger der Stadt Rudolstadt

Für dieses unbeirrbare und vorbehaltlose Eintreten für Freiheit, Menschlichkeit und Grundrechte verlieh die Stadt Rudolstadt Traugott Schmitt am 12. Februar 1990 die Ehrenbürgerwürde. Damit würdigte die Stadt eine Persönlichkeit, die durch Haltung, Mut und Integrität Vorbild war – weit über kirchliche Kreise hinaus.

Ein Leben voller Verantwortung

Auch nach seinem Ruhestand blieb Traugott Schmitt Rudolstadt eng verbunden. Er mischte sich mit wachem Geist in gesellschaftliche Debatten ein, stand als Ratgeber zur Verfügung und war für viele ein lebendiges Beispiel gelebten Glaubens und Zivilcourage. Seine Worte fanden Gehör, weil sie von gelebter Überzeugung getragen waren.

Bürgermeister Jörg Reichl würdigte den Verstorbenen mit den Worten:

„Mit Traugott Schmitt verlieren wir einen herausragenden und mutigen Mitbürger, der unsere Stadt in schwierigen Zeiten geprägt hat. Sein unermüdliches Eintreten für Freiheit, Menschlichkeit und Gerechtigkeit – gerade während der Friedlichen Revolution – bleibt unvergessen. Rudolstadt verneigt sich in Dankbarkeit vor einem Mann, der stets Haltung zeigte und für viele ein moralischer Kompass war.“

Die Trauerfeier für Superintendent i.R. Traugott Schmitt findet am Donnerstag, dem 18. September, um 11 Uhr in der Stadtkirche Rudolstadt statt. An diesem Tag wird die Stadt Abschied nehmen von einem Menschen, der gelebte Nächstenliebe, menschliche Wärme und unbeugsame Standhaftigkeit in sich vereinte. Sein Andenken wird in Rudolstadt einen besonderen Platz behalten – als Ehrenbürger, als Seelsorger, als Mutmacher und als Stimme für Freiheit und Gerechtigkeit.



von Michael Wirkner | Presse- und Öffentlichkeitsarbeit